Von den Wirrnissen alter Kurzschriften

Von den Wirrnissen alter Kurzschriften

 

Von den Wirrnissen alter Kurzschriften

 

Als Erfinder der Kurzschrift gilt Marcus Tullius Tiro. Laut Wikipedia soll er vor 2000 Jahren die „Tironischen Noten“ geschaffen haben, die im römischen Reich weit verbreitet gewesen sein sollen.

Im deutschen Sprachraum begann die Entwicklung verschiedener Kurzschriftsysteme 1678. Ihr Gesamtzahl wird auf 800 bis 900 geschätzt, deren Vertreter häufig gegeneinander um allgemeine Anerkennung kämpften.

Der bayrische Ministerialbeamte Franz Xaver Gabelsberger schuf mit seiner „Anleitung zur Deutschen Redezeichenkunst“ die bedeutendste Grundlage für die Entwicklung der Stenographie.

1869 wurde in Österreich das Reichsvolksschulgesetz erlassen, mit dem die Schulpflicht für alle 6 bis 14-jährigen Kinder festgelegt wurde. Gleichzeitig begann an höheren Schulen bereits die Kurzschrift als Pflichtfach

 

Stenografierte Rückseite einer Correspondenz-Karte vom 9. 9. 1870

von Kufstein nach Jochberg Post Kitzbichl

 

Während in den Volksschulen einheitlich bis in die nationalsozialistische Zeit die Kurrent- oder Südderlinschrift gelernt wurde, im Volksmund auch „Deutsche Schrift“ genannt, wurde in den höheren Schulen Kurzschrift nach einem Dutzend verschiedener wissenschaftlicher Zirkel unterrichtet.

                                              

Werbekarte für die „kürzeste Stenographie“ vom 9. 9. 1905

von Graz nach Stockerau

 

  

Kriegshilfekarte mit stenografiertem Text vom 20. 10. 1815 aus Graz

 

Erst 1923 konnte eine erste Einheitskurzschrift für den deutschen Sprachraum erreicht werden. Dennoch folgte 1936 eine weitere Reform mit 108 Kürzel für die Kurzschrift und einer Eilschrift für die Oberstufe. Zu guter Letzt folgte 1968 eine weitere Reform und 1970 noch eine eigene für die DDR - und im Laufe der Jahrzehnte hat auch die Einheitskurzschrift ihre breite Bedeutung verloren.

 

Ansichtskarte mit stenografiertem Text vom 3. 7. 1824

von Oberhollabrunn nach Wien

 

Es versteht sich von selbst, dass es nur wenige weit versprengte Philatelisten gibt, die gleichzeitig Kurzschriftspezialisten sind und sich daher mit diesem Beitrag beschäftigen. Aber vielleicht habe ich ihr Interesse geweckt, allenfalls vorhandene Belege dieser Art genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Hubert Jungwirth

 



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