Frühe österreichische Rekommandationsstempel
Frühe österreichische Rekommandationsstempel
Die Abstempelungen von Österreich der Vorphilatelie und auf den ersten Markenausgaben sind Dank der großen Vielfalt an verschiedenen Stempeltypen eine abwechslungsreiche und demensprechend beliebte Sammeltätigkeit. Stellt man dann noch die Stempel der Vorphilatelie deren Verwendung auf Marken gegenüber, kann man dies getrost als die Königsdisziplin des Abstempelungssammeln bezeichnen.
Noch wesentlich breiter wird jedoch die Vielfalt an Sammelmöglichkeiten, wenn man sich den Rekommandations-(kurz: Reko-)stempeln zuwendet.
So finden wir vor der Einführung der Marken
- Rekostempel ohne Ortsangabe, die (nur) als Nebenstempel fungiert haben oder 2. Rekostempel mit Ortsangabe.
Letztere waren eine Kombination von Orts- und Rekostempel; mit einem Stempelabschlag wurden beide Angaben am Brief vermerkt.
Ab 1.6.1850 bekamen die Poststempel eine neue, zusätzliche Aufgabe, nämlich die Entwertung der Briefmarken!
Durch die ab 1.6.1850 bei der österreichischen Postverwaltung verausgabten Briefmarken erschließen sich für die Philatelisten neue Sammelgebiete nämlich die Frankaturen und Entwertungen. Bei der Rekommandation ergibt sich dabei eine noch weit größere Vielfalt als bei gewöhnlichen Briefen, weil ab der Einführung von Briefmarken die Rekogebühr mittels einer 6 kr. Marke briefrückseitig abzugelten war. Diese Vorschrift wurde von den Postämtern weitestgehend befolgt. Die Anbringung der Rekomarke auf der Briefvorderseite kommt nur bei einzelnen Postämtern wie Wien oder Bochnia des Öfteren vor, ansonsten ist dies selten!
Von Bozen nach Magdeburg mit Vereinsporto von 9 kr. und 6 kr. für die Rekommandation vorderseitig frankiert. Eindeutiger Vermerk auf der Briefrückseite „Rekommandationsmarke befindet sich vorne“!
Besonders selten sind Briefe bei denen die Rekogebühr in bar oder teilweise in bar entrichtet wurde!
Wahrscheinlich aufgrund von Markenmangel wurde dieser Reko-Rückscheinbrief beim Postamt Radnoth (Siebenbürgen) im Jahr 1856 bar frankiert und die Gebühren vorbildlich auf der Briefrückseite aufgeschlüsselt (Franco 6/Recom 6/Rez 6 somit insgesamt 18 kr.)! Möglicherweise war auch ein Rekostempel nicht vorrätig, da auch dieser fehlt! ex Puschmann
Die neue Funktion der Poststempel als Entwertungsinstrument für die Marken galt hingegen nicht für die Rekommandationsstempel, sie waren (weiterhin) nur als Nebenstempel zu verwenden!
In den ersten Verwendungsmonaten der Briefmarken war überhaupt die handschriftliche Entwertung der rückseitigen Rekofrankatur mittels Federzug üblich.
1.7.1850 von Baden nach Pressburg; Briefgebühr mit Blaustempel von Baden entwertet, die 6. Kr Rekogebühr mit Federkreuz!
Nach wenigen Wochen gehörten die handschriftlichen Entwertungen der Rekogebühr weitgehend der Vergangenheit an und danach sah die standardmäßige Entwertung eines Rekobriefes so aus, dass die gesamte Frankatur (auch die Rekomarke!) mit dem Ortsstempel entwertet und ein Rekostempel daneben (als Neben- oder Zusatzstempel) abgeschlagen werden sollte. Somit hatten die vorphilatelistischen Rekostempel mit Ortsangabe ihre eigentliche Funktion verloren, da bei der bloßen Verwendung als Nebenstempel die nochmalige Ortsbezeichnung unnötig war!
Ein vorbildlich frankierter und entwerteter Rekobrief von Stainach (Steiermark) mit Entwertung der gesamten Frankatur mit einem Ortsstempel und Verwendung des Rekostempels als Nebenstempel!
Die Praxis der Postämter sah in vielen Fällen anders aus, denn tatsächlich gibt es eine breite Palette an verschiedenen Varianten von Rekoentwertungen, wobei Rekostempel gerne auch als Entwertungsstempel Verwendung gefunden haben und zwar sowohl solche mit, als auch ohne Ortsangabe.
Nach folgenden Kriterien kann man die Verwendung der Rekostempel in der Markenzeit einteilen und sammeln:
- Nach der Art des Stempels:
- Rekostempel mit Ortsangabe
- Rekostempel ohne Ortsangabe
- Nach der Art der Entwertung:
- Verwendung als Nebenstempel (Standard)
- Verwendung als alleiniger Entwertungsstempel
- Verwendung als Zweitentwertung (gemeinsam mit Ortsstempel)
- Nach der Platzierung des Stempels:
- vorderseitig
- rückseitig
- vorder- und rückseitig
- Nach der Stempelfarbe
Allein bei Kombination der Punkte 2 und 3 sind zahlreiche Varianten an Rekoabstempelungen denkbar und auch tatsächlich existent, z.B: vorderseitig als Zweitentwertung und rückseitig als Alleinentwertung, Alleinentwertung vorder- und rückseitig, gesamte Frankatur und Entwertung vorderseitig (oder rückseitig), vorderseitig Nebenstempel und rückseitig als Alleinentwertung (oder Zweitentwertung) etc. etc.
Die Weiterverwendung der vorphilatelistischen Rekostempel mit Ortsangabe als Entwertungsstempel gehört zum beliebtesten Abschnitt des Sammelgebietes „Rekommandation“, was sich auch in einem hohen Beliebtheitsindex des Müllerschen Stempelkataloges widerspiegelt. Einige dieser Stempel wurden regelmäßig und über einen längeren Zeitraum weiterverwendet und sind als häufig anzusehen, andere wurden nur gelegentlich weiterverwendet und stellen zusätzlich zur Beliebtheit große Seltenheiten dar. Aber auch jene Abstempelungen von Rekostempeln mit Ortsangabe, die in etwas größerer Anzahl existieren, sind zum überwiegenden Teil NUR als Briefstücke oder Briefteile vorhanden. Rekobriefe mit vollständiger Frankatur, die vorne und hinten mit einem vorphilatelistischen Rekostempel mit Ortsangabe entwertet wurden, sind mit einigen wenigen Ausnahmen (z.B. Prossnitz) durchwegs sehr selten. Viele dieser kompletten Briefe, die frühzeitig in Sammlerhände gefallen sind, wurden zerteilt und die rückseitige Rekofrankatur separat verkauft, weil das vom kommerziellen Standpunkt des Handels lukrativer war.
Der Rekostempel mit Ortsangabe von Landskron ist als Entwertungsstempel auf Marken, Briefstücken oder Briefteilen der Ausgabe 1850 ausgesprochen häufig, nicht aber als kompletter Brief!!
Andere Variante des Landskronstempels: Die vorderseitige Briefgebühr wurde mit dem Rekostempel entwertet, die rückseitige Rekogebühr (unübliche Abgeltung der Rekogebühr mit 1+1+1+3kr.) hingegen mit dem gewöhnlichen Ortsstempel und zusätzlich handschriftlich entwertet!
Aber auch die Rekostempel ohne Ortsangabe kommen in allen Varianten verwendet vor: Neben der vorschriftskonformen Verwendung als Nebenstempel begegnen sie uns als alleiniger Entwertungsstempel auf der Marke oder als Zusatzentwertung gemeinsam mit einem Ortsstempel und das sowohl auf der vorderseitigen Briefgebühr als auch auf der rückseitigen Rekogebühr. Alleinentwertungen von Rekonebenstempeln ohne Ortsangabe auf der Briefvorderseite sind besonders selten, attraktiv und gesucht. Rekoentwertungen bieten daher aufgrund des Variantenreichtums eine breite Palette an Sammelmöglichkeiten, wovon nachfolgend eine Auswahl gezeigt wird:
Frankenburg; Reko-Mitenwertungsstempel mit Ortsstempel auf der Vorderseite
Borgo (Südtirol); „Recoman“-Schreibschriftstempel; Rekostempel als Nebenstempel (vorderseitig) und als Alleinentwertungsstempel (rückseitig) auf der außergewöhnlich abgegoltenen Rekogebühr von 3x2 kr verwendet.
Bochnia; Briefpaar mit vorderseitiger Anbringung der Rekofrankatur! Briefgebühr mit Ortsstempel, Rekogebühr allein mit Rekonebenstempel entwertet, kein zusätzlicher Nebenstempel
Sehr ungewöhnlich sind jene Fälle, in denen die Briefgebühr (3 kr. Ortsgebühr) allein mit einem Rekonebenstempel und die Rekogebühr allein mit dem Ortsstempel (Fahnenstempel der Wiener Stadtpost von Grinzing) entwertet wurde!
Eine wesentliche Neuerung zur Zeit der Ausgabe 1867 ist die Art und Weise der Frankierung von Rekobriefen. Bis Mitte der 1860er Jahre wurde die bereits erwähnte (aus 1850 stammende) Vorschrift, wonach die Rekogebühr stets auf der Rückseite des Briefes anzubringen ist weitgehend eingehalten. Ab der Ausgabe 1867 änderte sich die Situation und wir finden die Marken, die die Rekogebühr abgelten, immer öfter auch vorderseitig frankiert. Wahrscheinlichster Grund für diese faktische Änderung war der Umstand, dass 1866 das Distanzporto zugunsten des Einheitsportos aufgegeben wurde und der einfache Inlandsbrief ohne Berücksichtigung der Entfernung nur mehr 5kr. kostete. Daher ist für die großen Bestände an 10 und 15kr. Marken der wesentliche Verwendungszweck entfallen. Um zumindest die 15kr. Marken aufbrauchen zu können und wohl auch wegen der vereinfachten Handhabung wurde dazu übergegangen, den einfachen rekommandierten Inlandsbrief (5+10kr.) mit einer 15kr. Marke zu frankieren. Die 9kr./15kr. Einzelfrankatur auf kompletten (!!) Rekobriefen ist bis in die frühen 1860er-Jahre sehr außergewöhnlich, spätestens ab der Ausgabe 1867 wird sie zum Standard! Viele Postämter oder Postkunden blieben aber in guter alter Tradition bei der bisherigen Vorgangsweise und klebten die Rekomarke weiterhin briefrückseitig.
Obwohl wie erwähnt die Verwendung der Rekostempel seit 1839 verpflichtend vorgeschrieben war, finden wir gelegentlich auch noch in den 1870er- und 1880er-Jahren Rekobriefe ausschließlich mit handschriftlichem Rekovermerk.
Butschowitz; Auf diesem 15 kr. Reko-Umschlag wurde der Rekostempel vom Postmeister wohl vergessen, es gibt nur einen handschriftlichen „Recomd“-Vermerk des Absenders! Möglicherweise ist die Rekommandation überhaupt unterblieben, da auch keine Aufgabenummer ersichtlich ist!
Von Blansko sind eine Reihe von Rekobriefen ohne Rekostempel von der Ausgabe 1867 bekannt; auf diesem Brief hat der Postmeister zumindest einen handschriftlichen „Rec“-Vermerk und die Aufgabenummer 104 angebracht.
Neugierig geworden? Dann dürfen wir Ihnen die weiterführende Spezialliteratur zu diesem Thema ans Herz legen, der Katalog von Wolfgang Schubert über die Rekostempel von Österreich in dem, eine Zuordnung der einzelnen Rekostempel zu den österreichischen Postämtern (soweit bekannt) vorgenommen wird. Es wird auf 565 Seiten der gesamte Zeitraum von der Vorphilatelie bis zur Einführung der Rekozettel im Jahr 1889 abgedeckt.