Das Oberpostamt Salzburg ab 1. Oktober 1810
Das Oberpostamt Salzburg ab 1. Oktober 1810.
Eingegangen wird auf die Poststempel ab Oktober 1810 bis zur Einführung der Rayonstempel Ende März / Anfang April 1811.
Nach längeren Verhandlungen wurde das Herzogtum Salzburg am 28. Februar 1810 im Pariser Vertrag dem Königreich Bayern zugesprochen. Am 12. September 1810 erstellte man in Frankfurt das Übergabeprotokoll und am 30. September 1810 erfolgte schließlich die Besitzergreifung Salzburgs durch die Abgesandten des bayerischen Königs Max I. Joseph mit Carl Graf von Preysing als Hofkommissar an der Spitze.
Am 1. Oktober 1810 wurde das Oberpostamt Salzburg mit allen Postorten des Herzogtums Salzburg gebildet. Dazu kamen am 24.10.1810 vom Oberpostamt Innsbruck die Postorte Volders, Schwaz, Rattenberg, Wörgl, Söll, Ellmau, Hall in Tirol, St. Johann und Waidring zum Oberpostamt Salzburg. Aus dem Inn - und Hausruckviertel kamen am 1. Januar 1811 die Postorte Frankenmarkt, Mattighofen, Schwanstadt, Vöcklabruck, sowie die Relaisstation mit Briefannahme in Frankenburg hinzu. Frankenburg hatte keinen Poststempel. Es galten für diese neuen Gebiete, wie auch für Bayerisch Tirol für die Auslandspost immer noch die österreichischen Vertragsverhältnisse.
Erst mit der Übereinkunft zwischen Bayern und Frankreich, veröffentlicht am 23. März 1811, wurde der im Jahre 1801 zwischen den französischen und den ehemaligen deutschen Reichsposten (Thurn und Taxis) abgeschlossenen Vertrag in Beziehung auf Frankreich und Bayern für die zu diesem Reich seither gekommenen neuen Länder anwendbar und verbindlich erklärt. Erst ab dieser Veröffentlichung vom 23. März 1811 kann es Rayonstempel im Herzogtum Salzburg, dem Inn - und Hausruckviertel und in Bayerisch Tirol geben. Dies erklärt auch die kurze Verwendungszeit der Einzeiler ohne Rayonsangabe in den Jahren 1810 und 1811, die erst ab Oktober 1810 im OPA Salzburg eingeführt wurden.
Es gab also nur ein paar Monate Stempel ohne Rayonsangabe. Dies erklärt die Seltenheit dieser Stempel. Außerdem findet man immer wieder Briefe aus dieser kurzen Zeit bis vo Ende März bis Anfang April 1811 mit bisher unbekannten Einzeiler aus diesen Gebieten, die ich hier auch zeigen möchte.
Diese Einzeiler verschwanden dann meistens in den Schreibtischen, denn sie wurden durch die neuangefertigten Rayonstempel ersetzt. Einige wenige Postorte, wie z.B. Hallein, bekamen keinen Rayonstempel.
Interessant ist, daß ausgerechnet das Oberpostamt Salzburg selbst, vor dem 23. März 1811, einen Rayonstempel benutzte. Diesen kann ich bereits ab 11. Januar 1811 belegen. Hier ein gebührenfreier Brief von Salzburg nach München, vom 2. Februar 1811.
Ebenfalls interessant ist folgender Brief von Hall in Tirol (königlich bayrische Briefsammlung in Tirol / ab 24. Oktober 1810 zum OPA Salzburg). Dieser Brief vom 5. August 1811 hat beide Stempel. Siegelseitig das Grenzfranko von 8 Kreuzer rh. Porto und 3 Decimi in Bozen (Königreich Italien / Tirol). Einzeiler „HALL“ und Nachfolger – Rayonstempel „HALL.R.4.“.
Jetzt drei Briefe, bei denen die Poststempel bisher in keinen Stempelkatalog beschrieben, - abgebildet, - oder bewertet sind.
Frankobrief (siegelseitig 4 Kreuzer rh.) von Waging nach Laufen (beide im Herzogtum Salzburg / OPA Salzburg) vom 21. Januar 1811. Einzeiler: „WAGING“. Nachfolger – Rayonstempel „R.4.WAGING“.
Dienstbrief (Königliche Dienstsache) von Vöcklabruck (Hausruckviertel / ab 1. Januar 1811 zum OPA Salzburg) nach München ohne Datum, aber aus der Zeit bis Anfang April 1811. Einzeiler: „VOECKLABRUCK“. Nachfolger – Rayonstempel „R.4.VOEKLABRUK“.
Dienstbrief (ex offo), Absender Badearzt Dr. Storck in Bad Gastein (kgl. bayer. Briefsammlung / Herzogtum Salzburg / OPA Salzburg) nach Salzburg vom 2. April 1811. Einzeiler „BAD GASTEIN“. Nachfolger - Rayonstempel: „R.4.BAAD GASTEIN“.
Weiterhin noch zwei sehr seltene Einzeiler: Parteisache, ohne Porto – oder Frankovermerk. Aufgabe in der kgl. bayer. Briefsammlung in Tamsweg (Herzogtum Salzburg / OPA Salzburg) vom 4. Januar 1811. Einzeiler „TAMSWEG“ in roter Stempelfarbe.
Hierzu folgendes: Die Briefsammlung in Tamsweg bestand nur sehr kurze Zeit und wurde bereits im Jahr 1811 wieder aufgelassen. Bereits im Jahr 1811 wurde in den amtlichen Veröffentlichungen Mauterndorf als Briefsammlung genannt, auch bis in das Jahr 1815. Bei der Übernahme des Herzogtums Salzburg wurde in Tamsweg eine königlich bayrische Briefsammlung eröffnet und in Mauterndorf eine königlich bayrische Postexpedition. Schon kurze Zeit später im Laufe des Jahres 1811 wurde die Briefsammlung in Tamsweg aufgelassen und die Postexpedition Mauterndorf in eine Briefsammlung umgewandelt. Tamsweg bekam einen Einzeiler "TAMSWEG", ebenfalls Mauterndorf einen Einzeiler "MAUTERNDORF". Einen Rayonstempel bekam keiner der beiden. Der Einzeiler "TAMSWEG" ist sehr selten. Es sind nur sehr wenige Abschläge bekannt.
Portobrief als B.S. (Begräbnissache) des Landgerichtes Lofer (Herzogtum Salzburg / Bayern) vom 13. Februar 1811. In Lofer bestand lediglich eine "Relaisstation (Posthalterei) in eigener Regie "mit persönlicher Haftung" mit Genehmigung des Oberpostamtes Salzburg am Postkurs "Salzburg - Innsbruck" einmal wöchentlich (am Freitag). Aufgabe in Waidring (Tirol / zu Bayern / ab 24. Oktober 1810 zum OPA Salzburg) mit äußerst seltenem Aufgabestempel "WAIDRING", der nur in wenigen Abschlägen bekannt ist. Abgelöst wurde dieser mit dem Stempel "WAIDRING.R.4.“ Der Brief ging an das Landgericht in Schwaz (Tirol / zu Bayern / zum OPA Salzburg). Aus dem Inhalt: Das Landgericht Lofer ersucht um Erstattung der Begräbniskosten in Höhe von 12 Gulden 51 Kreuzer für den zwar mittellos verstorbenen Bräuknecht Joseph Hauser, der als Wirtssohn von Innsbruck sicher erbberechtigt sei. Rückseitig Aktenvermerk Landgericht Schwaz: Am 22. Hornung (Februar) mit Postwagen übersendet 12 Gulden 51 Kreuzer. Weiterer Aktenvermerk Landgericht Schwaz über weitere Auslagen: Postporto 8 Kreuzer (für diesen Brief) und für Schreibkosten 30 Kreuzer und weiteres Porto 24 Kreuzer (für den Geldbrief nach Lofer) und Stempel 3 1/2 Kreuzer = 1 Gulden 5 1/2 Kreuzer.
Zum Schluss noch ein Brief aus Hallein bei Salzburg vom 22. Januar 1811 (Herzogtum Salzburg / OPA Salzburg). Links oben handschriftlich "von Hallein". Der Brief wurde nicht bei der Postexpedition in Hallein aufgegeben, sondern an einen Forwarder nach Augsburg gesandt, der ihn am 30. Januar 1811 in Augsburg nach Kempten als Portobrief aufgab. Der Empfänger bezahlte 4 Kreuzer Porto.
Quellen: Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz.
Hermann Dietl