Wie die Rayonstempel nach Österreich kamen
Die Rayonstempel verdanken ihre Einführung dem Postvertrag zwischen Thurn und Taxis und Frankreich vom 14. 12. 1801. Darin wurde Frankreich in 4 Rayonstreifen eingeteilt und das Reichspostgebiet in 5 Rayonstreifen,
Vorarlberg grenzte an den Rayon 3 und bekam, weil sein Postregal wegen seiner geografischen Lage schon an T&T verpachtet war, die ersten Rayonstempel bereits 1802.
Bayern selbst wurde 1806 zum Königsreich und übernahm 1808 auch sein Postregal mitsamt den bereits vorhandenen T&T Rayonstempeln, die nunmehr also unter der königlich bayrischen Post dienten.
1806 wurden Tirol und Vorarlberg bayrisch, worauf Bayern für die bayrische Provinz Tirol und Vorarlberg bis 1810 eigene Übergangstarife erließ, sonst aber alles beim Alten beließ.
Nordtirol wurde 1810 in das bayrische Postwesen übernommen, worauf alle Postämter der Provinz Tirol mit R.4 Stempeln ausgestattet wurden, wie auch mit CHARGE- Stempeln für die Rekobriefe und mit P. P: Stempeln für Frankobriefe nach Frankreich.
1810 gerieten auch Salzburg sowie das Inn- und Hausruckviertel unter bayrische Herrschaft, worauf deren Postämter ebenfalls mit neuen Rayonstempeln versorgt wurden.
K. D. S. aus 1812 mit BREGENZ R. 3 nach Lindau
K. D. S. aus 1813 von Landeck über Nassereith, dort mit dem seltenen CHARGE rekommandiert, nach Innsbruck.
Die Rückgabe Tirols und Vorarlbergs erfolgte am 24. 6. 1814, jene von Salzburg und dem Inn- und Hausruckviertel erst am 30. 4. 1816.
Viele Rayonstempel wurden unbeanstandet weiterverwendet und durften auch unter österreichischer Postverwaltung weiterdienen, während Bayern die Nebenstempel geflissentlich zurückverlangte.
So wie die Einführung der Rayonstempel zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf einen Währungs- und Tarifwechsel mit entsprechenden Übergangsregelungen folgte, so wurde bei der Rückkehr zu Österreich ihre ungeregelte Weiterverwendung mit einem neuerlich gestaffelten Währungs- und Tarifwechsel eingeleitet.
All diese verwirrenden Überschneidungen bleiben eine Herausforderung für Sammler, die Währungsumrechnungen und komplizierte Tarifberechnungen nicht scheuen.
Anhang für philatelistische Schatzgräber: Obwohl sämtliche bayrisch verwalteten Postämter mit R 4 Stempeln beliefert wurden, ist zum Beispiel vom Postamt Brenner noch kein Beleg bekannt und der CHARGE in Tirol nur von Innsbruck, Nassereith und Reutte. Ein Beleg mit dem P.P. scheint überhaupt noch nicht gefunden worden zu sein. Das heißt: Ein Zufallsfund kann nicht ausgeschlossen werden.
Hubert Jungwirth