Vom kurzlebigen Roschmanntarif

Vom kurzlebigen Roschmanntarif

Vom kurzlebigen Roschmanntarif

 

Vorgeschichte im Telegrammstil: Tirol wurde 1806 von Bayern besetzt. 1809 errangen Tiroler eine kurzfristige Rückeroberung Tirols. In der Folge wurde Welschtirol dem Königreich Italien zugesprochen und Osttirol der französischen Provinz Illyrien. Daher wurden in den 3 Teilen Tirols drei Währungen und auch 3 Posttarife eingeführt.

Am 8. 9. 1813 eroberten österreichische Truppen von Kärnten her einfallend nach und nach das französische Illyrien und das italienische Welschtirol. Da inzwischen Österreich mit Bayern Frieden geschlossen hatte, erübrigte sich eine Rückeroberung Nordtirols.

1813 wurde Anton Leopold von Roschmann-Hörburg provisorischer Oberlandeskommissär über das chaotische Tirol. Da er am 1. 2. 1813 den Alpenbund, eine geheime Tiroler Widerstandsbewegung unter der Anleitung und Führung von Josef von Hörmann und Erzherzog Johann, an Metternich verraten hatte, worauf u. a. der in Tirol hochverehrte Erzherzog des Landes verwiesen wurde, fiel Roschmann bei den Tirolern von vornherein in Ungnade.

 

 Umschlag eines gebührenfreien Schreibens von der PODESTA DI EPPAN an Herrn von Roschman, K.K. Armee und Oberlandeskommissar in Tyrol  zu Trient,  vom Jänner 1814 mit einem Ansuchen der Gemeinde Eppan, das laut Aktenvermerk vom 31.1.1814 der prov. Finanzintendenz vorzulegen war und laut Aktenvermerk 2.2.1814 von dieser abgelehnt wurde.

 

 

Dennoch begann Roschmann dienstbeflissen, für das zerrissene Land eine einheitliche Verwaltung einzuführen. Behutsam ging er daran, landauf landab die gängige bayrische 24-Gulden-Währung, die italienische Lire und Centesimi sowie die französischen Franc und Centimes gegen die österreichischen Konventionswährung im 20-Gulden-Fuß auszuwechseln. Ein Teil dieses Vorhabens bestand darin, auch die drei verschiedenen Brieftarife durch einen einheitlichen provisorischen Tiroler Tarif zu ersetzen.

 

Damit war der so genannte Roschmanntarif geboren:

 

Er lautete auf der noch weitum gängigen bayrischen 24 Guldenfuß-Währung.

Er gab ein Halbfrankosystem vor.

Es sah nur 2 Entfernungszonen und als Gewichtsmaß Lot vor.

Er enthielt für Nordtirol, Belluno, Vicenza, Brescia, Verona und österreichische Provinzen einen Grenztarif*.

 

Er galt für das ehemals italische u. illyrische Tirol vom 1. 6. 1814 bis 28. 2. 1815:

 

24 Gulden - Fuß

bis ½ Lot

bis 1 Lot

bis 1½ Lot

bis 2 Lot

 

bis 4 Posten

3x + 3x

6x + 6x

9x + 9x

12x + 12x

 

über 4 Posten

5x + 5x

10x + 10x

15x + 15x

20x + 20x

 

im Grenzbereich*

8x

16x

24x

32x

 

Ausland

12x

24x

36x

48x

 

ev. Transitgebühr

12x

18x

18x

24x

 

 

 

 

1814, 30. 6., "R4 BAIERBACH" in rot (Müller 1118a, 150 P.) auf Grenzfrankobrief, Grenzfranko für ½ Lot über 40 Meilen bis Kollmann 14x rh., Genzporto nach dem Roschmanntarif für ½ Lot aus dem Ausland 12x rh. Spezialistenbeleg

 

 

 

 

Roschmanntarif für ganz Tirol u. Vorarlberg vom 1. Sept. 1814 bis 28. Feber 1815:

 

24 Gulden-Fuß

bis ½ Lot

bis 1 Lot

bis 1½ Lot

bis 2 Lot

 

bis 4 Posten

3x + 3x

6x + 6x

9x + 9x

12x + 12x

 

über 4 Posten

5x + 5x

10x + 10x

15x + 15x

20x + 20x

 

im Grenzbereich*

8x

16x

24x

32x

 

ferneres Ausland

12x

24x

36x

48x

 

ev. Transitgebühr

12x

18x

18x

24x

 

 

 

1815, "ALA" in rot (Zoppelli 21a, 55 P.) auf Halbfrankobrief mit Tax "3" (Roschmanntarif) nach Trient

 

Da der Roschmanntarif für das südliche Tirol nur 8 Monate lang gegolten hat, und für das nördliche Tirol gar nur 6 Monate, sind „Roschmannbriefe“ von Kennern sehr gesucht, vor allem wenn es um Grenzbereichbriefe oder Auslandsbriefe geht. Und ein entsprechendes Ein-Rahmen-Objekt würde zu den Spitzenexponaten der Tiroler Vorphilatelie zählen.

Hubert Jungwirth






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