Der Oberinntaler - und der Vinschgauer Bote

Der Oberinntaler - und der Vinschgauer Bote

Der Oberinntaler - und der Vinschgauer Bote

In Nassereith wurde am 11. Februar 1806 eine königlich bayerische Postexpedition eröffnet. Von der Postexpedition Nassereith nahm die Besorgung der Korrespondenzen zu den Landgerichten und Rentämtern zu Imst, Landeck, usw. im Oberinntal ihren Ausgang. Der Bote von Imst (Franz Kapeller) kaufte in Nassereith die Briefe in das Oberinntal und in den Vinschgau und beförderte einmal wöchentlich zu Fuß bis Finstermünz und verkaufte diese an den Vinschgauer Boten aus Nauders (Johannes Poli) weiter. Diese ganze Korrespondenz (Franz Kapeller von Nassereith bis Finstermünz und Johannes Poli von Finstermünz bis Meran) besorgten beide auf eigene Rechnung und Gewinn. Diese beiden Botenverbindungen durch Oberinntaler und Vinschgauer Boten bestanden schon im 18. Jahrhundert. Am 24. November 1810 wurden die beiden Botenverbindungen auf zweimal wöchentlich erhöht. Am 27. Dezember 1810 wurde ein Dienstvertrag zwischen der Generalpostdirektion und dem Boten Franz Kapeller aus Imst abgeschlossen:

2 x wöchentlich Gang von Nassereith bis Finstermünz und zurück. Bei vorhandenen schweren Paketen und Akten Einsatz eines mit Kisten und Verschlüssen versehenen Fuhrwerks, bespannt mit wenigstens einem Pferd.                                                                                                           

Korrespondenzen für das Vinschgau und Meran in Finstermünz an die Vinschgauer Boten auszuliefern und die Postauslagen zu berechnen.                                                                            

Unterwegs bei den Landrichtern und Rentämtern sich persönlich zu stellen.                                              

Eine Frachtkarte gem. Botenordnung vom 15.7.1808 zu führen.                                                           

Er erhält aus der Postkasse 300 Gulden jährlich und alle Jahre ein Postcollet nebst Hut; alle 2 Jahre einen Mantel. Eine gerichtliche Bürgschaft von 1000 Gulden ist zu hinterlegen. Für jeden Brief berechnete Kapeller bei Auf- oder Abgabe einen Kreuzer; die Briefsammler der Unterwegsstationen berechneten zusätzlich einen Kreuzer.                                                                            

Am 24. Dezember 1810 wurde ein Dienstvertrag zwischen der Generaldirektion und dem Boten Johannes Poli aus Nauders abgeschlossen:

  1. Gang Mittwoch früh zwischen 7 – 8 Uhr von Finstermünz über Mals nach Meran. An Donnerstag. Donnerstag abends ab über Nauders (Freitag). Finstermünz Samstag 6 Uhr früh an.
  2. Gang Samstag früh Finstermünz ab. Sonntag Meran an. Sonntag abends Meran ab. Nauders Montag abends an. Dienstag Ruhetag. Finstermünz Mittwoch früh an.

Er erhält aus der Postkasse 600 Gulden jährlich.

Ab Februar 1811 erhielten beide Boten ein jährliches Gehalt von jeweils 900 Gulden.

Rückseite

Brief aus Nassereith (Tirol / Kgr. Bayern) vom 10. Oktober 1813, der direkt dem Oberinntaler Boten Franz Kapeller aus Imst übergeben wurde. Die Korrespondenzen über Finstermünz hinaus hatte er an den Vinschgauer Boten Johannes Poli aus Nauders in Finstermünz auszuliefern und die Postauslagen zu berechnen. Beide Boten verrechneten bis Nauders (Tirol / Kgr. Bayern) 3 Kreuzer rh. Botenlohn (vorne mit Bleistift vermerkt). In Nauders übernahm ein Engadiner Bote den Brief, der nach Zuotz im Oberengadin (Kanton Graubünden / Schweiz) gerichtet war. Dieser berechnete bis Zuotz 4 Kreuzer rh. (siegelseitig gesamt 7 Kreuzer mit Bleistift vermerkt. Diese strich er durch und rechnete in Bluzger um (7 x 1,5 = 10,5, aufgerundet 11 Bluzger, die der Empfänger bezahlte).

 

Rückseite

Brief aus Lavin (Unterengadin - Schweiz) nach Augsburg (Kgr. Bayern) vom 8. Mai 1813. Botenvermerk des Unterengadiner Boten "Da Lavin" und "Da Martina" = Martinsbruck, über Nauders (Kgr. Bayern - Tirol). Von Nauders bis Finstermünz beförderte der Oberinntaler Bote, Herr Kapeller den Brief. Dort übernahm der Vinschgauer Bote, Johannes Poli, den Brief und beförderte ihn bis Meran (dort Aufgabestempel "MERAN.R.4.". Von Lavin bis Meran fielen für die verschiedenen Boten insgesamt 10 Kreuzer Botenlohn an, die der Absender vorab bezahlte. In Meran übernahm der Jaufenbote Andreas Hillenbrand den Brief und beförderte ihn über den Jaufen bis Sterzing. Von dort erfolgte die Beförderung über Innsbruck nach Augsburg. Der Empfänger bezahlte 10 Kreuzer Porto von Meran bis Augsburg.

Aufgabeschein der königlich bayerischen Postexpedition (Briefsammlung) in Meran, gefertigt von Millmann am 31. März 1814, über einen Einschreibebrief aus Nauders im Vinschgau (Kgr. Bayern - Tirol). Franko (auf den Postschein als Porto bezeichnet) in Meran 9 Kreuzer rh. (wahrscheinlich 6 Kr. (3. Gewichtsstufe bis 1 1/2 Loth) bis 6 Meilen, bis Bozen und 3 Kreuzer bekam der Vinschgauer Bote, Johannes Poli, für den Gang nach Meran, dazu kamen 4 Kreuzer rh. für die Bestellung per Einschreiben. Die Postexpedition in Meran bekam somit 13 Kreuzer vom Vinschgauer Boten, Johannes Poli, der die Sendung bis Meran brachte. Er brachte dann den Aufgabeschein nach Nauders zurück und kassierte für diesen Gang wiederum 3 Kreuzer Botenlohn, somit kamen 16 Kreuzer für den Absender zusammen. Der Einschreibebrief ging als Teilfrankobrief von Meran über Bozen nach Bologna.

 

Quellen:

Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz, Meran und Nassereith;

Aufzeichnungen von Friedrich Pietz zum Oberinntaler – und Vinschgauer Boten;

Hubert Jungwirth „Die Briefposttarife in Tirol während der bayerischen Zeit von 1806 bis 1814“.



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